|
An
einem kalten Wintertag im November des Jahres 1994 fand sich am
Nord-Ostsee-Kanal in Rendsburg eine größere Gruppe von
Leuten ein. Treffpunkt und Unterbringung war das Reha-Zentrum am
Paradeplatz.
Es waren unterschiedliche Menschen. Alte und junge, dicke und dünne,
große und kleine, schwarze und blonde; Menschen jeden Typs
eben. Nur eines hatten diese Personen gemeinsam – eine Hörschädigung.
Zwar gab es auch da wieder Unterschiede, das Problem jedoch durch
die Hörschädigung manchmal ausgegrenzt zu sein, das hatte
jeder. Mal mehr, mal weniger.
In diesen vier Wochen nun, die die Leute dort waren sollten sie
akzeptieren, mit diesem Handikap umzugehen, zu lernen und verstehen,
dass man trotzdem ein normales Leben führen kann. Das war für
viele nicht so einfach. Je nach Alter kam u.a. auch noch eine psychische
Belastung dazu, welche die Aufgaben der Sozialpädagogen und
Dozenten nicht unbedingt vereinfachte. Jedoch stand der Mensch im
Vordergrund und das war für viele der Teilnehmer eine Hilfe,
mir der neuen Situation jetzt – und später – besser
umzugehen.
Alle waren gemeinsam im selben Haus untergebracht. Das Reha-Zentrum
bot den Service für die nötigen Dinge des Lebens. Frühstück
und Abendessen wurde im hauseigenen Speisesaal mit Küche eingenommen,
das Mittagessen im Restaurant. Auch Waschmaschine und Trockner fehlten
nicht, ebenso wenig wie Fernsehzimmer und Bastelecke. Die Zimmer
waren zweckmäßig mit Telefon und Lichtklingel eingerichtet.
Jeweils zwei Personen teilten sich ein Badezimmer.
Für die Teilnehmer wurde ein
festes Programm zusammengestellt, welchem man sich einzeln oder
gruppenweise anschließen musste. Es gab verschiedene Kurse
wie Akustik, Gebärdensprache, Kommunikation, Absehen, Einzelgespräche,
Recht und Soziales usw.
Während dieser vier Wochen wuchs die Gruppe zu einer Gemeinschaft
zusammen. Es wurde viel gemeinsam unternommen; Wochenendausflüge
und gelegentliche abendliche Kneipenbesuche. Man war unter sich,
man verstand sich, jeder wusste auf den anderen einzugehen –
man war nicht mehr allein.
Anfang Dezember hieß es Abschiednehmen.
Hamburg, Berlin, Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen,
Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern, Österreich
- jeder hatte sein eigenes Ziel. Man hatte sich so an das Miteinander
gewöhnt, dass es teilweise schwer vorstellbar war, wie man
sich in seinem „alten“ Leben wieder zurechtfinden sollte.
But, the show must go on ...
Aus dieser Verbundenheit der vier
Wochen Rendsburg fand sich eine Gruppe zusammen, der harte Kern,
die bereits im darauffolgenden Jahr ein erstes gemeinsames Treffen
am Bodensee organisierte. Diesem Treffen folgten weitere, fast im
ganzen Bundesgebiet. Immer an Pfingsten, abwechselnd mal Nord mal
Süd, kommen sie zusammen und frischen ihre Erinnerungen auf,
verbringen lustige Tage und unternehmen einiges zusammen. Manche
Leute kommen immer wieder, andere nicht mehr, wieder andere kommen
neu hinzu.
Im Jahr 2005 jähren sich diese „Treffen der ehemaligen
Rensburger“ zum elften Mal und ein Ende ist noch nicht in
Sicht ...
Einen kleinen Überblick
über die vergangenen Jahre und unsere Pfingsttreffen findet
man in der Rubrik „Treffen“
!
|
|